Dienstag, 2. Oktober 2007

Echte Nazis

In meinem Kurs „Geschichte des Dokumentarfilms“ sehen wir heute Leni Riefenstahls Nazi-Propagandafilm „Triumph des Willens“. Für mich meine erste Begegnung mit unbearbeiteter Nazipropaganda. Viele der Bilder sind mir zwar bekannt, weil sie in unzähligen Dokus über Nazis verarbeitet worden sind. Aber die Primärquelle habe ich nie gesehen. In dem Film dokumentiert Leni Riefenstahl den Parteitag der NSDAP im Jahre 1934. Es gibt Aufmärsche und Blasmusik, Hitlerjungen und SA-Paraden, Fahneneide und Fackelmärsche. Und natürlich lange Ausschnitte aus Reden der diversen Nazi-Schergen, inklusive Hitler. Wobei mir auffällt, dass ich ihn bislang auch noch nie ungeschnitten gesehen habe.
Es ist kein Geheimnis, dass in den USA die Gesetze für Naziinsignien und Schriften nicht so strikt sind wie in Deutschland. Etwas verwundert war ich schon, dass auf der DVD-Hülle des Films ein Wehrmachtssoldat und ein großes, unübersehbares Hakenkreuz prangt. Vor einigen Monaten hat in Deutschland einer vor Gericht gestanden, weil er Anstecker mit durchgestrichenen Hakenkreuzen getragen hatte.

In der Diskussion im Kurs geht es – neben filmischen Elementen und der Frage Dokumentarfilm oder nicht – auch darum: Wie muss man die Arbeit von Leni Riefenstahl bewerten? Unter den Studenten ist ziemlicher Konsens, dass man Riefenstahl ja nun nicht unbedingt für ihre Arbeit verdammen sollte. Sie habe nun einmal in der Zeit gelebt und habe schlicht die Chance ergriffen einen Film zu machen, der (ungeachtet der Botschaft) bezüglich Schnitt, Kameraführung und Komposition neue Maßstäbe gesetzt hat. Prof. Drucker scheint etwas irritiert – um nicht zu sagen: Sie ist bestürzt. Vielleicht, so meinte sie, sei es diese Generation, die einfach etwas relaxter Sachen bewertet.

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